Gleichstellungsstelle informiert 01/2023

"(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. (2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin. (3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen und politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden."
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Artikel 3

Liebe Frauen und Männer, sehr geehrte Mülheimer*innen!
Ein neues Jahr hat begonnen, mit der Hoffnung auf Frieden in der Ukraine und in den Kriegs- und Krisengebieten weltweit. Möglich scheint das nur durch diplomatische Übereinkünfte und ein Einlenken der Männer in den Machtpositionen. In Iran wehren sich Frauen und Männer vehement gegen Bevormundung und Unterdrückung und in Afghanistan versuchen viele Frauen, trotz Lebensgefahr, ihren totalen Ausschluss aus dem öffentlichen Leben zu verhindern. Westliche Politiker*innen werden es nicht leicht haben, diese fundamentalistischen Regimes zum Einlenken oder sogar zur Umkehr zu bewegen. Eine größere Entschlossenheit bei den Maßnahmen gegen die Regierungen dieser Länder wäre wünschenswert. 
In Deutschland können wir ein wenig aufatmen, da nun endlich die Pandemie abgeschwächt scheint und, trotz hohen Krankenstandes, Normalität in unseren Alltag einzieht. Wir hoffen alle, dass es so bleibt! 
Auch aus der Gleichstellungsstelle gibt es Positives zu berichten:
Intensive Unterstützung und Beratung für Alleinerziehende bietet die neue Anlaufstelle.
Kostenlose Periodenprodukte für Mädchen und junge Frauen gibt es seit kurzem in den weiterführenden Schulen.
Ein neuer Kollege wird im Februar in der Antidiskriminierungsstelle seine Arbeit aufnehmen.
Und immer noch aktuell: Es gibt endlich ein Angebot für Täterarbeit im westlichen Ruhrgebiet / Niederrhein in Oberhausen. Über diese Neuigkeiten freuen wir uns sehr!
So viel für heute – bleiben sie zuversichtlich und gesund im neuen Jahr!
Wir danken für Ihr Interesse und freuen uns über Tipps und Rückmeldungen!
Freundlich grüßen

Antje Buck, Sabine Herrmann, Cäcilia Tiemann, Petra Schlösser sowie nun auch Belma Idrizi, Désirée Növermann und, ab Februar, Hakan Caliskan


Anlaufstelle für Alleinerziehende berät unbürokratisch und passgenau
Plötzlich alleinerziehend zu sein bedeutet eine große Umorientierung im Lebensalltag – mit vielen Fragen, manchmal auch mit Ängsten und schwierigen Problemlagen. Es ist nicht immer einfach, den Balanceakt zwischen beruflichen und finanziellen Verpflichtungen, Betreuung und Erziehung der Kinder und den alltäglichen Sorgen zu meistern. Im Dschungel der Hilfe- und Beratungsmöglichkeiten gibt es zahlreiche Stolpersteine und häufig fehlt es an Orientierung. In Mülheim an der Ruhr leben mehr als 3000 Alleinerziehende, davon sind über 90 Prozent Frauen. Fast 5000 Kinder leben in ihren Haushalten, also nahezu jedes fünfte Kind in der Stadt. Das hat Sabine Herrmann von der Gleichstellungsstelle Mülheim an der Ruhr bewogen, die Anlaufstelle für Alleinerziehende zu initiieren. Ab sofort bieten zwei Mitarbeiterinnen alleinerziehenden Frauen und Männern eine unbürokratische Beratung und Begleitung und informieren über Hilfe- und Unterstützungsmöglichkeiten. Neben der allgemeinen Beratung kümmern sich die Frauen auch um die Vernetzung von Fachbereichen und Beratungsstellen, die für und mit Alleinerziehenden arbeiten. Für eine Beratung und/oder Terminabsprache ist die Anlaufstelle für Alleinerziehende, Löhberg 72, zu erreichen unter alleinerziehend@muelheim-ruhr.de, den Rufnummern 4551547 oder 4551548 oder zu den offenen Sprechzeiten dienstags und donnerstags von 10 - 12 Uhr. Lesen Sie mehr.


Kostenlose Periodenprodukte für alle weiterführenden Schulen
Bei einem Ortstermin am Gymnasium Heißen wurde kürzlich ein erstes positives Fazit zur Einführung der Periodenspender an den weiterführenden Schulen in Mülheim getroffen. Alle Beteiligten zeigten sich begeistert von dem Projekt. Schuldezernent David Lüngen äußert sich über diese praktische Unterstützung der Schüler*innen und den Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit sehr zufrieden: „Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Mädchen und junge Frauen sollen nicht benachteiligt sein, wenn sie kein Geld für Periodenprodukte haben.“
Die Periodenspender helfen, strukturelle Benachteiligungen für Frauen und Mädchen aufgrund ihrer Menstruation zu verringern. Die Initiatorin und stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte Sabine Herrmann würde sich sehr freuen, wenn die Projekt-Finanzierung verstetigt und ausgeweitet würde: „Ich habe in den letzten Tagen mit den Schulen gesprochen und um eine erste Rückmeldung gebeten. Das Projekt wurde durchweg positiv bewertet und die Spender werden gut angenommen.“ Lesen Sie mehr.


Neue Antidiskriminierungsstelle im Rathaus
Ab Februar hat Mülheim eine städtische Antidiskriminierungsstelle, angebunden an die Gleichstellungsstelle. Die Besetzung dieser Anlaufstelle für Menschen, die wegen ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung, ihres Glaubens oder anderer Gründe diskriminiert werden, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer offenen, toleranten und durch Vielfalt geprägten Stadtgesellschaft. Die Mülheimer Antidiskriminierungsstelle soll nicht nur reagieren, sondern auch aktiv tätig werden. So gehört zum Aufgabenbereich unter anderem die Qualifizierung von Mitarbeitenden der Stadt sowie die Erarbeitung von Strategien und Handlungskonzepten zur Vermeidung von Diskriminierung innerhalb und außerhalb der Stadtverwaltung. Kontakt: Historisches Rathaus, Am Rathaus 1 (Eingang Schollenstraße 4) unter hakan.caliskan@muelheim-ruhr.de oder 02084551545.


SAVE THE DATE: Frauendisco im Ringlokschuppen zum Frauentag
Es gibt viel zu wenige Gelegenheiten zum Feiern. Einfach mal den ganzen Abend tanzen, fröhlich sein, mit Freundinnen einen netten Abend verbringen, quatschen, etwas trinken. So wird am Vorabend des Internationalen Frauentages unter dem Motto LONG TOME NO DANCE mit vielen Frauen jeden Alters und jeder Nationalität gefeiert - wie bereits 2019. Die Gleichstellungsstelle Mülheim veranstaltet die Party in Kooperation mit der Gleichstellungsstelle der Hochschule Ruhr West und dem Ringlokschuppen am Dienstag, 7. März.
Los geht's im Ringlokschuppen, Am Schloß Broich 38, bereits um 17.30 Uhr mit einem kostenlosen Salsa-Kurs, um eingerostete Knochen etwas geschmeidiger zu machen. Ab 18.30 Uhr steht dann DJ "diesuse"an den Turntabels und legt Tanzbares quer durch die Musikstile auf. Der Eintritt ist frei. Wer vom Tanzen hungrig wird, kann sich nebenan im Restaurant Ronja stärken.
Info: Internationaler Frauentag am 8. März
Der Weltfrauentag wird seit 1921 am 8. März weltweit gefeiert. Bereits vor dem 1. Weltkrieg bestand er als Ausdruck des Kampfes für Gleichberechtigung, für das Frauenwahlrecht und die Emanzipation von Arbeiterinnen. Seit 1977 bittet eine UN-Resolution alle Staaten, einen Tag im Jahr zum „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“ zu erklären.

Anlaufstelle für Täterarbeit
In Oberhausen haben zwei Mitarbeiter*innen der Anlaufstelle für Täterarbeit für das westliche Ruhrgebiet / Niederrhein ihr Beratungs- und Trainingsangebot aufgenommen. Den Antrag hatte der Caritasverband Oberhausen in Kooperation mit der Gleichstellungsstelle Oberhausen gestellt. Die Städte des Gerichtsbezirks Duisburg, wozu Mülheim an der Ruhr gehört, sind ebenfalls Partnerinnen. Lesen Sie mehr.


Istanbul-Konvention* gilt ab Februar uneingeschränkt
Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, am 25.11. 2022, erklären die Grünen MdB Ulle Schauws, Sprecherin für Frauenpolitik, und Denise Loop, Obfrau im Familienausschuss: "Gewalt gegen Frauen ist Alltag, auch in Deutschland. Als Ampelregierung gehen wir deshalb Gewalt gegen Frauen gezielt und vorrangig an: Wir setzen die Istanbul-Konvention vorbehaltlos um, richten dafür eine Koordinierungsstelle im Ministerium ein und stärken effektiv die Programme gegen Gewaltschutz. Damit endlich alle Frauen und Mädchen in Deutschland ein Leben frei von Gewalt führen können. Das heißt konkret, dass wir als Ampelregierung die unabhängige Berichterstattungsstelle zu geschlechtsspezifischer Gewalt am Deutschen Institut für Menschenrechte (DIMR) eingerichtet haben. Sie dient zur langfristigen Beobachtung, Datenerfassung und Bewertung des Umsetzungsstands der Istanbul-Konvention in Deutschland. Weiterhin wird die Koordinierungsstelle im Bundesfamilienministerium eingerichtet, um den Umsetzungsprozess der Istanbul-Konvention effektiv und ressortübergreifend zu koordinieren.
Dass geschlechtsspezifische Gewalt ein strukturelles Problem ist, zeigt auch die aktuelle Kriminalstatistik zu Partnerschaftsgewalt: Frauen erfahren Gewalt, weil sie Frauen sind. Geschlechtsspezifische Gewalt betrifft Frauen aus allen gesellschaftlichen Schichten und kann viele unterschiedliche Formen annehmen - es gibt digitale, psychische, sexualisierte und körperliche Gewalt, die separat oder gleichzeitig auftreten können. Besonders gefährlich ist für Frauen das eigene Zuhause. Mehr als die Hälfte der gewaltbetroffenen Frauen lebt mit der gewaltausübenden Person, meist dem männlichen Partner, in einem Haushalt. Gewalterfahrungen werden häufig aus Scham verschwiegen, aber auch deswegen, weil Frauen von den Tätern finanziell oder anderweitig abhängig sind.
Die Vorgängerregierung hatte vor vier Jahren Vorbehalte gegen Artikel 44 und Artikel 59 der Istanbul-Konvention eingelegt, die u.a. die Situation von Frauen und Mädchen ohne eigenen Aufenthaltstitel betreffen. Diese Vorbehalte haben wir aufgehoben, damit gilt die Istanbul-Konvention ab Februar 2023 in Deutschland uneingeschränkt. Denn jede Frau und jedes Mädchen hat ein Recht auf ein Leben frei von Gewalt, unabhängig von Aufenthaltsstatus, Einkommen, sexueller Orientierung oder Religion." www.gruene-bundestag.de
*Zur Erläuterung: Die sogenannte Istanbul-Konvention heißt "Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt"


 ... zum Thema Weibliche Genitalbeschneidung /FGMC (female genital mutilation/cutting)
Über Weibliche Genitalbeschneidung wird weder bei uns noch in den Ursprungsländern gerne gesprochen. Es ist immer noch ein Tabu-Thema, obwohl aktuellen Angaben von Unicef zufolge weltweit mehr als 150 Millionen Mädchen und Frauen leben, die an ihren Genitalien verstümmelt wurden. Jedes Jahr werden erneut etwa drei Millionen Mädchen Opfer dieser Praktik – das sind 8.000 Mädchen und Frauen täglich! Wer mit Mädchen und Frauen aus der Prävalenzländern (vor allem Subsahara-Afrika) zu tun hat - in Kindergärten, Schulen oder zum Beispiel in Einrichtungen für Geflüchtete - kann sich unter dem Bildungsportal KUTAIRI umfassend informieren oder auch an Schulungen und Weiterbildungen teilnehmen. Schon Mädchen ab dem Kleinkindalter sind von Genitalbeschneidung bedroht, die häufig bei Urlauben in den Herkunftsländern oder auch im nahen Ausland durchgeführt wird. Daher sollten Erzieher*innen, Pädagog*innen, Ärzt*innen oder Sozialarbeiter*innen unbedingt wissen, was weibliche Genitalbeschneidung ist und worauf sie achten sollten. Es gilt, die schwere und strafbare Menschenrechtsverletzung, Kindeswohlgefährdung und Körperverletzung für Menschen, die in unserem Land leben, zu verhindern und den Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite stehen zu können. Mehr unter kutairi.de