Gleichstellungsstelle informiert 03/2020

„Viele Frauen wissen nicht, wohin sie sich wenden sollen, wenn ihnen Gewalt angetan wird." Bundesfrauenministerin Dr. Franziska Giffey über die Initiative „Stärker als Gewalt“, die deutschlandweit in Einkaufszentren über Hilfsangebote für Betroffene informiert.

Liebe Frauen und Männer, Mülheimerinnen und Mülheimer!

natürlich möchten auch wir über die Pandemie schreiben in der Hoffnung, dass bald wieder so etwas wie die alte "Normalität" zurückkehrt. Die Zeit des "Lockdowns" bedeutete vor allem für viele berufstätige Frauen einen Rückschritt, einen "Backlash" in der Gleichstellung. Plötzlich war ihr Lebens-Schwerpunkt verschoben auf das Haus und Kinderbetreuung, oft in Kombination mit einer improvisierten und stressigen Homeoffice-Situation. Immer noch sind die Männer meist die Hauptverdiener und viele Frauen verharren, dem immer noch bestehenden Ehegattensplitting (zur Info: https://www.boeckler.de/de/boeckler-impuls-ehegattensplitting-verletzt-gleichheitsgebot-9482.htm) geschuldet, in Teilzeitjobs. So war und ist es für viele Paare naheliegend, dass in der Krisensituation die Frau die Betreuungssituation aufgefangen hat. Hart getroffen wurden durch die Kindergarten- und Schulschließungen aber vor allem Alleinerziehende, die weder auf Unterstützung der Partner noch ihrer Eltern zurückgreifen konnten. So sind viele Frauen neben gesellschaftlicher Isolation auch von finanzieller Not bedroht. In der Krise zeigt sich deutlich, dass die vermeintliche Gleichberechtigung und Gleichstellung Schwächen hat. (Politik und Gesellschaft sollten sich sobald wie möglich auf diese Themen konzentrieren und neue Weichen stellen, damit bei weiteren Krisen nicht Frauen, Ältere und Kranke und natürlich auch Kinder die Benachteiligten sind.) Ein wichtiger Ansatz sind die Bemühungen, das Ehegattensplitting zu kippen, das vor allem Besservierdienende, häufig also die Männer, befördert und die berufliche Entwicklung der Partner oder Partnerinnen mir niedrigerem Einkommen, in der Mehrzahl immer noch die Frauen, einschränkt.  

„Corona“ hat auch die Situation vieler von Partnerschaftsgewalt bedrohter Menschen verschärft. Das wird deutlich an einem erhöhten Beratungsbedarf, wie die Zahlen des Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen"  bestätigen. Das haben auch viele Menschen und Institutionen in Mülheim verstanden und die Aktion der Gleichstellungsstelle und des Runden Tisches gegen häusliche Gewalt, das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ in der Stadt bekannt zu machen, gerne unterstützt. Hilfe für von Gewalt betroffenen Frauen darf nicht am Zugang zum Hilfesystem scheitern. Für die Unterstützung bedanken wir uns herzlich bei allen Beteiligten. Übrigens: Die Aktion läuft weiter, Materialien liegen zur Abholung in der Gleichstellungsstelle bereit, zu bestellen sind sie unter www.hilfetelefon.de.

So viel für heute – bleiben sie gesund!
Wir danken für Ihr Interesse und freuen uns über Tipps und Rückmeldungen!

Freundlich grüßen

Antje Buck, Sabine Herrmann, Cäcilia Tiemann


Fachveranstaltung "Digitale Gewalt gegen Mädchen und Frauen"
… ist das hochspannende Thema der diesjährigen Tages-Veranstaltung des Runden Tisches gegen häusliche Gewalt Mülheim an der Ruhr zum internationalen Gedenktag gegen Gewalt an Frauen. Der Fachtag wird am Donnerstag, 26. November 2020, von 10 bis 16 Uhr in der Stadtbücherei im MedienHaus stattfinden, Corona-bedingt mit eingeschränkter Publikumszahl. Eine Liveübertragung und ein zeitlich begrenztes Einstellen ins Netz sind geplant, sodass die Veranstaltung für alle Interessierten zugänglich sein wird. Wir halten Sie über unsere Internetseite auf dem Laufenden.


Fazit zur Aktion: Mülheim bricht das Schweigen – helfen Sie mit! Das Hilfetelefon 08000 116 016 unterstützt gegen Partnerschaftsgewalt
Gewalt gegen Frauen geht alle an – vor allem natürlich die Betroffenen, aber auch ihre Familien und hier besonders die Kinder, Freunde und Freundinnen, Menschen aus medizinischen und sozialen Berufen und viele mehr. Das fanden auch die Mitglieder des Runden Tisches sowie die rund 20 Einrichtungen und Unternehmen, die sich ganz unkompliziert an unserer Aktion beteiligt haben. Dafür bedanken wir uns, auch mit einer Erwähnung auf unserer Internetseite! Alle Menschen können etwas tun und sich solidarisch zeigen mit den Frauen, die regelmäßig Gewalt erleben und die Aktion des Hilfetelefons „Wir brechen das Schweigen!“ unterstützen. Kostenfreies Material (Aufkleber, Abreißzettel, Plakate, Flyer etc.) für die Praxis, das Büro, Geschäft oder Unternehmen können in der Gleichstellungsstelle oder beim City Management, Löhberg 28, abgeholt oder kostenfrei unter www.hilfetelefon.de bestellt werden. Darüber hinaus gibt es natürlich sämtliche Informationen auf unserer Internetseite sowie in den Sozialen Netzwerken.



Coronakrise verschärft soziale Ungleichheit
Die Coronakrise verschärft bestehende soziale Ungleichheiten. Erwerbstätige mit ohnehin schon niedrigeren Einkommen haben deutlich mehr unter den wirtschaftlichen Folgen zu leiden als Menschen mit höheren Einkommen. Erste Ergebnisse einer Online-Befragung im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung im Juni 2020 zeigen, dass Mütter weiterhin deutlich häufiger als Väter den Hauptteil der anfallenden zusätzlichen Betreuungsarbeit übernehmen. Weibliche Befragte mit Kindern haben ihre Arbeitszeit deutlich reduziert.
Mehr unter https://www.boeckler.de/de/boeckler-impuls-coronakrise-verscharft-sozial...

Mittelbare Diskriminierung im Lohnsteuerverfahren
Die Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt die finanziellen Auswirkungen der Steuerklassen im Lohnsteuerverfahren für Frauen und Männer sowie für unterschiedliche Familienformen. Die Steuerklassenkombination III/V führt zu Benachteiligungen sowohl beim Nettolohn als auch - exemplarisch für das Arbeitslosen-, Eltern- und Krankengeld berechnet - bei Lohnersatzleistungen. Daher sind die Regelungen des Lohnsteuerverfahrens mit Blick auf die Gleichberechtigung von Frauen und Männern sowie den Schutz der Familie als verfassungswidrig anzusehen.
Mehr unter https://www.boeckler.de/de/faust-detail.htm?sync_id=9049

und sonst noch...

Wie jedes Jahr präsentiert Terre des Femmes den Buchkalender "Planerin 2021" mit interessanten Geschichten rund um die Arbeit des Vereins und den Porträts engagierter Frauen. Der Kalender mit Wochenübersicht bietet viel Platz, hat eine Monatsübersicht, eine Terre des Femmes-Chronik, Übersicht über international verbriefte Frauenrechte und einem Adressanhang wichtiger Frauenorganisationen.


Kampagne #UNHATEWOMEN von Terre des Femmes
Aktuell ist die online-Kampagne #unhatewomen von Terre des Femmes in den Medien sehr präsent. Sie appelliert an alle, Gewalt gegen Mädchen und Frauen in Texten, Songs, Posts oder Kommentaren sichtbar zu machen und frauenverachtender Hassrede mit dem Hashtag #unhatewomen zu widersprechen.

https://newsletter.muelheim-ruhr.de/sites/newsletter.muelheim-ruhr.de/files/styles/small/public/media/upload/LogoGleichstellung1%20%284%29.jpg?itok=z9-VcsmN
Frischer Internetauftritt der Gleichstellungsstelle
Wir haben unseren Internetauftritt neu strukturiert und weitere Inhalte hinzugefügt, zum Beispiel zu Digitaler Gewalt, Sexueller Belästigung oder zur Istanbul Konvention. Unsere Seite für (Mülheimer) Alleinerziehende ist ausführlich recherchiert und aktuell. Sehen Sie doch einfach mal rein!

Ehrenamtliche für ElePhone gesucht
Die AWO Beratungsstelle für Schwangerschaftskonflikte, Partnerschaft und Sexualität sucht Menschen, die sich für eine ehrenamtliche Mitarbeit beim ElePhone interessieren. Das ElePhone ist Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche, die von sexueller Gewalt bedroht sind. Mehr Informationen gibt Kirsten Schumacher von der AWO unter 0208/45003-225 oder elephone@awo-mh.de.